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Knapp 60 Interessierte besichtigten „Flaschner“
Wie geht es weiter beim „Flaschner“ und wie alt ist dieses ortsbildprägende Haus am Wendelsteiner Marktplatz? Historische wie baugeschichtliche Antworten bekamen jetzt zum 30. deutschlandweiten „Tag des offenen Denkmals“ knapp 60 Interessierte an mehreren Führungen. Klaus Steinmill vom bautechnischen Referat der Gemeinde führte bei mehreren Führungen alle Teilnehmer durch die derzeitige Baustelle nach Abschluss der Forschungen zur Hausgeschichte. Dr. Jörg Ruthrof übernahm den „historischen“ Teil und erläuterte die spannende Nutzungs- und Besitzergeschichte bei diesem Haus, die schon mit Urkunden vom Heilig-Geist-Spital in Nürnberg als Grundherrschaft gesichert mit einem Vorgängerbau ab der Zeit um 1487 beginnt.
Ab dem Vormittag nahmen insgesamt knapp 60 Interessierte an mehreren Führungen durch den „Flaschner“ teil und bekamen dabei die Hausgeschichte sowie spannende und interessante Funde und Befunde der bisherigen Bauforschung am Haus erläutert und gezeigt. Klaus Steinmill führte die Gruppen durch die Haus-Baustelle im Erd- und Obergeschoss und erläuterte die Befunde der Bauforscher, die von der Bauzeit des Hauses 1555 bis ins 20. Jahrhundert reichen. Besonders begeistert sind die Bauforscher über zwei teilweise erhaltene hölzerne „Bohlenstuben“ im Erd- und im Obergeschoss und über Nutzungsdetails zu früheren Herd- und Ofenstandorten.
Fast 500 Jahre alt und aus der Bauzeit des Hauses stammend, haben sich im Erd- und im Obergeschoß zwei hölzerne „Bohlenstuben“ erhalten, die zu den historischen „Schätzen“ im „Flaschner“ mit ihrer Wiederentdeckung gehören.
Beim Hausrundgang konnte Steinmill als Verantwortlicher im bautechnischen Referat der Gemeinde auch auf manche spätere „Bausünde“ hinweisen, wenn etwa für den Einbau nachträglicher Zwischenwände tragende Deckenteile geschwächt wurden oder Wände nicht bis zur Decke hochgebaut wurden. Schwarzfärbungen an den Wänden und Balken sind Hinweise auf frühere Standorte von Öfen und Herden, zumal für das Haus in seiner Geschichte auch mehrfach Bäcker bzw. „Melber“ mit zusätzlichem Beruf als Wirt als Besitzer überliefert sind und dafür eine eigene Backstube im Haus nötig war. Und auch spätere Vermauerungen von Türen und Fenstern gab es zu entdecken.
Bebauung ist seit 1487 nachweisbar
Im Innenhof des „Flaschner“-Anwesens übernahm Dr. Jörg Ruthrof die Aufgabe, die Teilnehmer der Führungen über die Haus- und Nutzungsgeschichte zu informieren. Ein Glücksfall sei es, dass das Anwesen im Mittelalter zum Nürnberger Heilig-Geist-Spital als Lehen gehörte und deshalb ab 1487 bereits für einen Vorgängerbau Besitzer namentlich bekannt sind. Berufe zu den jeweiligen Hausbesitzern sind erst nach 1600 miterwähnt. Als Bauherr des heutigen Anwesens von 1555 kommt damit Cuntz Kuhaim in Frage, der 1550 als Besitzer genannt wird. Und Caspar Buchner (ab 1630 der Hausbesitzer) wird erstmals mit seinem Beruf Bäcker und Wirt genannt.
Der historische Wirtshausname „Goldener Stern“ wird erstmals 1732 in Verbindung mit Johann Traidtel als Besitzer und „Sternwirt“ erwähnt. Glanzzeiten erlebte das Gasthaus zudem um 1900, als Johann Brunner Besitzer war und nicht nur regelmäßig die örtlichen Honoratioren im Ort zu Gast hatte, sondern auch anderweitig gut wirtschaftete. Er erwarb das Recht, den „Poststall“ für die regionale Postkutschenlinie bereitzuhalten samt Stallplätzen für die Postpferde und einem Raum zum Übernachten für den Postillion und baute im Haus neue Räume, um ab 1893 die örtlichen Postbeamten beherbergen zu können, bis 1906 ein neues Postamt entstand.
Nach ihm wurden 1918 Konrad Löhlein und sein Bruder, die aus einer Flaschnerei mit langjähriger Familientradition stammten, die neuen Besitzer. Konrad Löhlein übernahm den Gastwirtsbetrieb und damit erhielt das Gasthaus auch den heute bekannteren Namen als „Flaschner“. Sein Sohn Günther - vielen eher als „Flaschners Günther“ bekannt - prägte den heutigen Bekanntheitsgrad der Gastwirtschaft als Ort zum Karteln, für Stammtische und mehr. 2007 nahm die Gemeinde das Angebot der Schenkung an, mit dem Familie Eberlein (die verheiratete Schwester von Günther Löhlein) das Haus für die Zukunft in gute Hände geben wollte.
Bericht & Fotos: Dr. Jörg Ruthrof
Ab 11 Uhr bot die Gemeinde Wendelstein allen Interessierten beim „Tag des offenen Denkmals“ die Möglichkeit, das gerade in der Sanierung befindliche Anwesen im „Rohzustand“ nach den Rückbaumaßnahmen mit spannenden Funden und Befunden bis in die Bauzeit des Hauses 1555 zurück zu besichtigen.